Mega Projekte der Türkei

Größer, länger, höher, wenn es um Bauprojekte geht, kann es für den türkischen Staatspräsidenten Erdogan gar nicht gigantisch genug sein. So entstehen/entstanden einige imposante Großbauprojekte.

Im Laufe seiner bisherigen Amtszeit hat Erdogan bereits viele große, aber auch umstrittene Bauprojekte umgesetzt. Die ganze Welt soll sehen, wozu die Türkei in der Lage ist. Verrückte Projekte, nennt er seine Mega Bauten.

Hier stellen wir Ihnen Erdogans Mega Projekte vor.

Expo 2016 Antalya

Die Expo 2016 Antalya war eine internationale Gartenbauausstellung, die vom 23. April bis zum 30. Oktober 2016 in Antalya stattfand. Als Wahrzeichen der Expo 2016 fungierte der Turkcell Expo Tower, ein 100,7 Meter hoher Aussichtsturm. Dieser Turm, entworfen von den Architekten Serdar Kızıltaş und Zeynep Melike Atay, war von der Form einer Palme mit drei gefächerten Blättern inspiriert und sollte eine Anspielung auf das Hadrianstor in Antalya darstellen, das aus drei Bögen besteht. Der Turm ist aus Stahlbeton und hat einen Durchmesser von 10,40 Meter an der Basis. Die 17 Stockwerke und die Aussichtsplattform können mit drei Aufzügen erreicht werden. Namensgebender Sponsor war der türkische Mobilfunkanbieter Turkcell.

Die Baukosten für dieses Megaprojekt beliefen sich auf 1,7 Milliarden TL, ca. 514 800 000 Euro.

Yavuz-Sultan Selim Brücke

Innerhalb vor knapp vier Jahren (2014) entstand die dritte Brücke über den Bosporus. Mit 322 Metern Höhe und 1408 Metern Spannweite ist sie eine der längsten Hänge und Schrägseilbrücken der Welt. Eine achtspurige Fahrbahn und zwei Gleistrassen verbinden den europäischen mit dem asiatischen Teil von Istanbul. Das imposante Bauwerk soll den Staat rund 2 580 000 000 EURO gekostet haben. 

Die Brücke ist ein wichtiges Bindeglied im 414 Kilometer langen Autobahnring rund um Istanbul, der unter anderem den neuen Flughafen anbinden und die Stadt entlasten soll. Umweltschützer hatten das Projekt scharf kritisiert denn Große Waldgebiete mussten dafür gerodet werden, die Gefährdung wichtiger Trinkwasser Reservoirs wurde in Kauf genommen.

Flughafen Istanbul Yeni Havalimani

Nördlich von Istanbul wird der größte Flughafen der Welt aus dem türkischen Boden gestampft. Wenn er wie geplant Ende 2018 fertig ist, sollen dort bis zu 150 bis 200 Millionen Passagiere pro Jahr abgefertigt werden. Am Frankfurter Flughafen wurden 2015 rund 61 Millionen Fluggäste gezählt, nur mal zum Vergleich. Istanbul soll zu einem internationalen Drehkreuz von Weltrang werden.

Ein Konsortium türkischer Firmen erhielt für 22 Milliarden Euro den Zuschlag für den Bau und Betrieb des Mega Airports. Auch für dieses Projekt wurde viel Natur geopfert.

Präsidentenpalast Ak Saray

Als Dienstgebäude des Ministerpräsidenten war der Prunkbau in der Hauptstadt Ankara geplant worden. Als die Residenz dann 2014 fertig wurde, war Erdogan aber schon Präsident also wurde der Machtkoloss kurzerhand umbenannt. Erdogan weihte ihn an seinem Geburtstag (24. Februar 2014), ein und bezog seinen Palast.

Natürlich ist Ak Saray, der Weiße Palast, größer als der Buckingham Palace, der Elysee in Paris oder das Weiße Haus. Erdogans steingewordene Machtdemonstration verfügt auf rund 40.000 Quadratmetern über rund 1000 Zimmer. Es soll einen unterirdischen Fluchtweg geben, einen abhörsicheren Bunker, und und und. Mindestens 270 Millionen Euro kostete das Dienstgebäude, nach anderen Quellen könnte es auch rund 400 Millionen Euro verschlungen haben. 

Erdogan setzte sich damit über Gerichtsurteile und Gesetze hinweg. Zuletzt hatte das höchste türkische Verwaltungsgericht den Bau verboten, weil das Gebäude mitten in einem Naturschutzgebiet steht.

Camlica-Moschee

Auf einem Hügel über dem asiatischen Teil Istanbuls entsteht seit 2013 die größte Moschee der Türkei. Sie wird einmal die höchsten Minarette der Welt haben, vier Türme mit je 107,1 Metern Höhe, zwei weitere mit 90 Metern. 107,1 Meter verweisen auf das Jahr 1071 denn damals kam es zur Schlacht von Manazgirt, bei der die Seldschuken die christlichen Byzantiner besiegten und damit die Eroberung Anatoliens durch die Türken einleiteten.   

Bis zu 60.000 Gläubige sollen später darin beten können. Ob sie wirklich gebraucht wird, ist umstritten. Viele sehen in ihr eher ein Prestigeobjekt von Erdogan. Denn die riesige Moschee thront über Istanbul und beherrscht die türkische Metropole. Säkulare Türken sehen in dem Bau einen weiteren Schritt zur Islamisierung des Landes.

Die Kosten werden auf umgerechnet 70 Mio Euro geschätzt.

Marmaray-Tunnel

Der erste transkontinentale Tunnel der Welt wurde 2013 eröffnet, wie von Erdogan gewünscht rechtzeitig zum 90. Geburtstag der Republik. Der Bahntunnel verläuft derzeit als 13,6 Kilometer lange Röhre unter dem Bosporus, Schwarzem Meer und Marmarameer. Die S Bahnen können stündlich bis zu 75.000 Menschen transportieren und sollen dabei helfen, einen Verkehrsinfarkt in Istanbul abzuwenden.

Wenn das Projekt komplett abgeschlossen ist, wird die Strecke insgesamt 77 Kilometer lang sein, davon verlaufen dann 14 Kilometer unterirdisch. Technisch war bzw. ist der Bau enorm aufwendig was sich in Baukosten von mehr als 2,5 Milliarden Euro niederschlägt.  

Es gibt Ängste, dass der Tunnel nicht gegen die zahlreichen Erdbeben in der Region gewappnet sei, schließlich befindet sich in nur 20 Kilometern Entfernung die berüchtigte Nordanatolische Verwerfungszone. Doch der Verkehrsminister behauptet, der Tunnel sei der sicherste Ort in Istanbul und würde auch Beben der Stärke 9,0 aushalten.

Kanal Istanbul

Erdogan selbst spricht von einem verrückten Projekt, wenn es um den Kanal Istanbul geht. Die 145 Meter breite und 25 Meter tiefe künstliche Schiffsroute soll das Schwarze Meer mit dem Marmarameer verbinden und so den Bosporus als parallele Wasserstraße entlasten.

Die Kosten für den 40 bis 50 Kilometer langen Kanal werden auf 6.800.000.000 Euro bis 8.600.000.000 Euro geschätzt. Derzeit laufen noch Machbarkeitsstudien, aber Erdogan hat schon früh seine Absicht verkündet, den Kanal Istanbul bauen zu lassen. Sogar eine Deadline für die Fertigstellung hat er bereits in den Raum gestellt: Demnach sollen spätestens im Jahr 2023, also zum hundertsten Geburtstag der modernen Türkei, die ersten Schiffe durch den Kanal fahren können.

 

Wird uns Präsident Erdogan noch mit weiteren Mega Bauwerken, so wie er sie nennt verrückte Projekte überraschen, warten wir es ab, lassen wir uns überraschen. Meine Meinung ist das in der Hinsicht noch einiges zu erwarten ist.


 

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